– Suchen Sie einen EMDR Therapeuten oder wollen mehr über die Therapie im Allgemeinen erfahren? Dann sind Sie genau richtig hier! Auf dieser Seite erhalten Sie eine umfassenden Überblick darüber, wie sich Trauma auf das Gehirn auswirkt, welche Theorie hinter EMDR steckt und was Sie vor Beginn der Therapie beachten sollten. Wir beginnen mit der Frage: Was macht eigentlich ein Trauma aus?
Trauma: Eine Bedrohung, auf die wir nicht vorbereitet sind
Ein Trauma stellt eine Bedrohung dar, welches unsere Bewältigungsstrategien übersteigt. Es wird daher als überwältigend empfunden und geht mit einem Gefühl des Kontrollverlustes, der Hilf- und Machtlosigkeit einher. Um eine traumatische Situation bestmöglich zu bewältigen, ist es üblich, sich von dem Geschehen zu distanzieren.

Wenn traumatische Erlebnisse, einschließlich Vernachlässigung oder chronischem Stress, allerdings andauern oder häufig auftreten, kann man auch im Kreislauf einer Fight-, Flight-, Freeze-, oder Fawn-Reaktion feststecken (siehe Graphik unten).
Diese automatischen und natürlichen Stressreaktionen sind im Grunde äußerst effektiv und haben das Fortbestehen unserer Spezies ermöglicht. Gleichzeitig verhindert dieser Mechanismus aber auch, dass wir die traumatische Erfahrung auch psychologisch überwinden können. Unser Funktionsvermögen kann dadurch beeinträchtigt werden. Unser Körper vergisst nicht, wie Bessel van der Kolk in seinem Buch ‚Verkörperter Schrecken‘ so anschaulich erläutert.
Während Distanz in manchen Fällen notwendig ist, hat das Übel, von dem wir uns distanzieren wollen, oft weiterhin Macht über uns. Wie also sonst damit umgehen? Werfen wir nun einen Blick darauf, wie EMDR helfen kann.
Was ist EMDR Therapie?
Die Abkürzung steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing. Diese integrative Psychotherapie ist umfassend erforscht ist und hat sich als wirksam für die Behandlung von Traumata und traumabedingten Symptomen erwiesen.

EMDR wurde 1987 von Francine Shapiro entwickelt und ist inzwischen als evidenzbasierte Therapie anerkannt. Sie wird von Institutionen wie der American Psychiatric Association und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen.
Trauma setzt sich im Gehirn fest
Während eines traumatischen Erlebnisses wird unser Gehirn überwältigt und kann daher das Geschehene nicht vollständig verarbeiten. Daher speichert das Gehirn es als fragmentierte Erinnerung im Kurzzeitgedächtnis. Nachfolgend erkannt das Gehirn nicht, dass die Gefahr vorüber ist und keine Bedrohung mehr darstellt.

Im Gegenteil: Symptome wie Flashbacks oder Angstzustände vermitteln das Gefühl, immer noch in einem traumatischen Ereignis zu stecken, obwohl die ursprüngliche Gefahr längst vorüber ist. Das Gehirn verbleibt stattdessen in einer Art ‚Trauma-Modus‘.
Gehirn-Scans von PTBS-Patienten zeigen eine Überaktivität im limbischen System des Gehirns, selbst Jahre nach dem eigentlichen Ereignis.
Die vier Stressreaktionen
Im ‚Trauma-Modus‘ bleibt ein Teil des Gehirns in erhöhter Alarmbereitschaft. Dies kann zu einer Fehlinterpretation von Signalen und einer Überschätzung der Gefahr führen. Aufgrund des evolutionären Bedürfnisses zu überleben, geht das Gehirn so lange von einer Gefahr aus, bis das Gegenteil bewiesen ist.
Bei Bedarf wird eine der Stressreaktionen automatisch aktiviert – wenn nötig innerhalb von 200 Millisekunden. Das ‚denkende Gehirn‘ hingegen hinkt ein paar Sekunden hinterher. Dies erklärt auch, warum wir manchmal impulsive Entscheidungen treffen, anstelle von vernünftigen.
KAMPF | FLUCHT | UNTERORDNUNG | ERSTARREN |
Gereiztheit | Rückzug | Autopilot | Abtrennung |
Wutausbrüche | Suchtverhalten | Unterwürfigkeit | Erinnerungsverlust |
Abwehrhaltung | Impulsivität | Schnelles Aufgeben | Shut Down (bis hin zur Bewusstlosigkeit) |
Beispiele für Symptome einer Stressreaktion. |
Trauma verändert das Gehirn
Stellen Sie sich vor, Sie laden versehentlich eine beschädigte Datei auf Ihren Computer herunter. Diese beschädigte Datei kann sich auf den Prozessor und schließlich auf die Funktionalität des gesamten Computersystems auswirken. In ähnlicher Weise kann ein Trauma wie eine beschädigte Datei in uns agieren.
In gewissem Sinne funktionieren die Nervenbahnen im Gehirn ähnlich wie Muskeln, die bei wiederholtem Gebrauch stärker und effizienter werden. Je häufiger das Stressreaktionssystem aktiviert wird, desto mehr entwickelt es sich. Daher führt das Erleben mehrerer traumatischer Ereignisse häufig zu einem überentwickelten und übermäßig reaktiven Stressreaktionssystem. Solch eine Über-Reaktivität führt oft zu unbefriedigenden sozialen Interaktionen oder problematischen Verhaltensweisen.
Im Falle von Vernachlässigung bleiben manche Hirnareale dagegen unterentwickelt, da sie nicht ausreichend aktiviert werden. Auch dies verursacht wiederum Stress.
Ausserdem kann ein überentwickeltes Stresssystem durch die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin zu Krankheiten wie Diabetes oder Herzerkrankungen führen.
Trauma führt zu mehr Trauma
Ungelöstes Trauma kann wie in einer Kettenreaktion häufig weiteres Trauma erzeugen – für uns selbst und andere. So kann sich zum Beispiel ein erhöhter Erregungszustand (Hyper-Arousal) in Form von gesteigerter Aggression negativ auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirken. Dies kann zu einer negativen Rückkopplungsschleife führen: Die innere negative Annahme über das eigene Selbst wird nun von der anderen Person im Äußeren bestätigt.
Leider kann die Vorliebe des Gehirns für vertraute Muster diesen Kreislauf noch verschlimmern und zu einer Chronifizierung maladaptiver Verhaltensweisen und Überzeugungen führen. Eine eigentlich als temporär angelegte Überlebensstrategie kann sich zu anhaltenden Charaktereigenschaften und sogar Persönlichkeitsstörungen entwickeln.
EMDR Therapie: Die Theorie dahinter
EMDR wirkt wie ein Reinigungsprogramm für unser Nervensystem. Auf der Grundlage des Modells der adaptiven Informationsverarbeitung (AIP) von Francine Shapiro bringt EMDR die traumatischen Erinnerungen wieder in Bewegung und hilft dabei, die Erfahrungen sinnvoll zu integrieren.
Was während einer EMDR-Sitzung geschieht, ähnelt dem was während des REM-Schlafs (Rapid Eye Movement) passiert. Das Gehirn scheint durch schnelle Augenbewegungen Erlebtes zu verarbeiten. Dementsprechend können wir die EMDR Therapie als eine physiologisch basierte Therapie betrachten. Durch Augenbewegungen – oder andere Formen der bilateralen Stimulation – wird das traumatische Material desensibilisiert, aufgearbeitet und integriert.
Allerdings befinden wir uns dabei – anders als bei einer Hypnose – nicht in einem Trance-Zustand. Im Gegenteil, es ist erforderlich, präsent zu sein und sich bewusst auf bestimmte Inhalte zu konzentrieren. Dabei behält man stets die Kontrolle über den Prozess.
Je nach Art des Traumas oder Symptoms kann der Therapeut verschiedene EMDR-Protokolle anwenden. Die meisten Protokolle erfordern eine fokussierte Wiederverbindung mit dem traumatischen Material, während verschiedene Formen der ‚bilateralen Stimulation‘ (z.B. Augenbewegungen, Audiotöne, Tapping, Bewegung) eingesetzt werden, um von dem verstörenden Material abzulenken.
Eine Ausnahme hiervon ist die Flash-Technik. Diese Technik ermöglicht weniger intensive Sitzungen, wenn erschütternde Ereignisse zu schwierig erscheinen, um sie mit dem Standardprotokoll zu verarbeiten. Wenn Sie also Bedenken bezüglich der Intensität haben, fragen Sie Ihre Therapeutin oder Ihren Therapeuten, ob sie in der Flash-Technik ausgebildet sind.
In jedem Fall findet die EMDR Therapie im Rahmen eines strukturierten 8-Phasen-Protokolls statt. Dies macht den Prozess gut nachvollziehbar.
So sieht erfolgreiche EMDR Therapie aus
Nach einer gelungenen EMDR Therapie erlebt eine Person die Bilder, Geräusche und Gefühle nicht mehr als belastend, wenn sie sich das Ereignis in Erinnerung ruft. Man erinnert sich zwar noch an das Geschehene, aber es ist viel weniger belastend.
Darüber hinaus baut das Gehirn neue Nervenbahnen auf, die nun angemessene Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen unterstützen. Negative Glaubenssätze wie zum Beispiel ‚Es ist meine Schuld‘ oder ‚Ich bin nicht gut genug‘ habe ihre Grundlage verloren und lassen sich dadurch nicht mehr aufrecht erhalten.
Der Ablauf der Therapie
Wie bereits erwähnt, besteht die Therapie aus mehreren Phasen, einschließlich einer Vorbereitungsphase. In dieser Phase stellt der Therapeut sicher, dass der Klient in der Lage ist, verschiedene Strategien zur Emotionsregulierung in seinem Alltag erfolgreich anzuwenden. Erst dann geht es an die Aufarbeitung traumatischer Ereignisse mittels Desensibilisierung und ‚Umschreibung‘ des belastenden Materials. Abschliessend werden dann neue, nun passendere Glaubenssätze installiert, wobei auch auf somatisches Feedback geachtet wird.
Sie können eine EMDR Therapie auf drei verschiedene Arten durchführen:
- im Rahmen einer standardmäßigen gesprächsbasierten Therapie,
- als begleitende Therapie mit einem zusätzlichen Therapeuten, oder
- als eigenständige Behandlung.
Die Sitzungen dauern in der Regel zwischen 60 und 90 Minuten. Es ist ratsam, nach den Sitzungen noch etwas freie Zeit einzuplanen, da speziell nach intensiveren Sitzungen verstärkte Müdigkeit einsetzen kann.
Wie viele Sitzungen sind erforderlich?
Das hängt ganz davon ab, ob Sie eine Symptomlinderung oder eine umfassendere Behandlung anstreben. Darüber hinaus spielen auch Art, Ausmaß, und Anzahl der vorangegangen Traumata bzw. Symptome eine Rolle. So erfordert eine bereits langandauernde Essstörung mehr Aufmerksamkeit als ein einzelnes traumatisches Ereignis, das sich erst vor zwei Wochen ereignet hat (wie z.B. ein Autounfall).
In beiden Fällen können allerdings bereits zwei bis drei Sitzungen zu Erleichterung führen, und bis dahin haben Sie auch ein Gespür dafür entwickelt, ob sich die Sitzungen für Sie lohnen oder nicht. Anfänglich sollte in jedem Fall ein Behandlungsplan erstellt werden, der auf Ihre Situation abgestimmt ist.
Hier können Sie sich über meine Gebühren, eventuelle Versicherungsleistungen und mehr informieren.
EMDR – hilfreich nicht nur bei PTBS
Die wissenschaftliche Forschung hat EMDR als wirksame Therapie bei posttraumatischem Stress etabliert. Neben der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) wird EMDR auch häufig zur Behandlung der folgenden Erkrankungen und Symptome eingesetzt:
Chronischer Stress – Dissoziative Störungen – Essstörungen – Körperdysmorphe Störung – Komplizierte Trauer – Leistungsangst – Panikattacken – Persönlichkeitsstörungen – Phobien – Schmerzstörungen – Sexuelle Probleme – Vernachlässigung – Zwangsstörungen
Neuere Forschungen liefern vielversprechende Ergebnisse, insbesondere bei generalisierten Angst- und Panikstörungen, Phobien, Essstörungen und chronischen Schmerzen. Dies ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass diese Symptome häufig als Traumafolgestörungen auftreten.
Worauf Sie bei der Wahl eines EMDR Therapeuten achten sollten
Zunächst einmal sollten nur ausgebildete Therapeuten, die mit der Komplexität von Traumata und ihren Folgeerscheinungen vertraut sind, EMDR anbieten. Anders als eine vorwiegend kognitive Therapie, behandelt EMDR das Trauma besonders auf einer emotionalen und somatischen Ebene. Daher ist es zum Beispiel sehr wichtig, dass die Therapeutin in der Lage ist, mit starken emotionalen Reaktionen, die während des Prozesses auftreten können, gekonnt umzugehen.

Außerdem müssen EMDR Therapeuten laut der offiziellen EMDRIA Richtlinien
- ein lizenziertes Mitglied eines Berufsverbandes sein
- mindestens einen Master-Abschluss in Psychologie oder einem psychologie-nahen Bereich haben
- bereits über mindestens 2 Jahre praktische Erfahrung als Therapeut verfügen
- die Stufen 1 und 2 der Grundausbildung durchlaufen (idealerweise ist der Ausbildungsanbieter von EMDRIA anerkannt)
- die erforderliche Anzahl von Supervisionsstunden absolvieren
Bei Ihrer Suche nach einem EMDR Therapeuten, zögern Sie nicht, diese und andere Fragen zu stellen:
- Wie lange praktizieren Sie schon EMDR?
- Wie viele EMDR-Sitzungen bieten Sie pro Woche an?
- Wieviel Erfahrung haben Sie in dem Bereich, den ich behandeln lassen möchte?
Was ist ein zertifizierter EMDR Therapeut?
Zertifizierte EMDR Therapeutinnen und Therapeuten (Stufe 3) haben nach ihrer Grundausbildung weiterführende Seminare und zusätzliche Supervisionsstunden absolviert (Stufe 3), was ein höheres Maß an Engagement und Fachwissen gewährleistet.

Um die Zertifizierung aufrechtzuerhalten, müssen Therapeuten alle zwei Jahre weitere zwölf Stunden fortgeschrittener EMDR-Kurse absolvieren. Im Gegensatz dazu sind Therapeuten der Stufe 2 (Grundausbildung) nicht verpflichtet, ihre EMDR-Ausbildung während ihrer gesamten beruflichen Laufbahn fortzusetzen.
Zertifizierte EMDR Therapeuten investieren also mehr Zeit in aktuelle und weiterführende Fortbildungen. Dies geht damit einher, dass diese Therapeuten EMDR regelmässiger durchführen und somit erfahrener in der Behandlung auch komplexer Traumata sind. Auch die Einhaltung des Protokolls ist durch die weiteren Kurse eher gewährleistet.
Ein Wort zur Selbstanwendung
Die eigene Anwendung bilateraler Stimulation zur Verarbeitung von traumatischem Material ist nicht zu empfehlen. EMDRIA rät sogar ausdrücklich davon ab. EMDR ist eine evidenzbasierte Therapie, die funktioniert, wenn die 8 Phasen des Protokolls befolgt werden. Die bloße Anwendung bilateraler Stimulation bei gleichzeitiger Konzentration auf ein traumatisches Ereignis ist nicht dasselbe wie eine tatsächliche EMDR Therapie.
Traumata und ihre Folgeerscheinungen können sehr komplex sein. Unbewusstes oder emotional sehr belastendes Material kann an die Oberfläche kommen und das System abermals überwältigen. Ohne die Unterstützung eines qualifizierten und erfahrenen Therapeuten kann dies zu intensiven Abreaktionen und einer Re-traumatisierung führen. Infolgedessen können zum Beispiel selbstzerstörerische Gedanken und Verhaltensweisen auftauchen oder sich verstärken.
Darüber hinaus kann eine solche Erfahrung zu der falschen Annahme führen, dass EMDR „nicht funktioniert”. Dadurch bleibt der betroffenen Person der positive Effekt einer nachweislich wirksamen – und sicheren – Traumatherapie leider verwehrt.
Sind Sie bereit zu beginnen?
Buchen Sie ein Erstgespräch oder kontaktieren Sie mich, um einen Termin für eine kostenlose Kurzberatung zu vereinbaren. Als erfahrene und zertifizierte EMDR Therapeutin habe ich bereits Menschen aller Altersgruppen in vielen verschiedenen Situationen begleitet und stehe Ihnen mit der nötigen Unterstützung zur Seite.
Weitere Informationen finden Sie direkt bei EMDRIA oder sehen Sie sich die offiziellen Broschüren für Erwachsene oder Kinder an.
Hier noch ein paar Videos:
How does EMDR work? Watch this animation.
Overcome Trauma, Anxiety, Phobias with EMDR Therapy
Healing Trauma with EMDR
EMDR with Children, 12-18 years old
Personal Stories of Healing with EMDR
TED Talk - EMDR may be able to heal our traumas
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Overcome Trauma, Anxiety, Phobias with EMDR Therapy
Healing Trauma with EMDR
EMDR with Children, 12-18 years old
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TED Talk - EMDR may be able to heal our traumas